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Neuseeland Part IX

Von Rotorua an die Küstenstädtchen Mount Maunganui und Paihia

Faule Eier und Schüsse

Rotorua begrüßt uns mit einem unangenehmen Geruch: Es riecht nach faulen Eiern. So erkunden wir am nächsten Tag die Gegend mit dem Fahrrad und finden schnell die Ursache heraus. Da die Stadt ein Teil der Vulkanzone Neuseelands ist, entdecken wir überall kleine und große Wasserlöcher, aus denen der heiße schwefelreiche Wasserdampf hervorquillt. Tatsächlich führt uns unser Fahrradweg „Te Ara Ahi“ mitten durch ein Feld von brodelnden Schlammbecken und heißen Quellen. Sehr beeindruckend, aber: Nase zu und durch! Zum Glück können wir zügig durch die „Gefahrenzone“ radeln und schnell verflüchtigt sich der Geruch. So atmen wir auf einem gut ausgebauten Fahrradweg erst einmal durch, bevor es Richtung Wald geht. 

Wir schlagen einen Weg ein, der uns direkt zu unserem Campingplatz am Blue Lake etwas außerhalb von Rotorua bringen soll. Allerdings entpuppt sich diese  Strecke immer mehr zu einem Trampelpfad und schließlich schieben und tragen wir unsere Räder, um voranzukommen. Außerdem hören wir dauernd Schüsse, denen wir näher kommen – das macht das Vorankommen nicht gerade amüsanter! Doch wir bestehen auch diese „Gefahrenzone“ und erreichen endlich einen Forstweg, der wieder vertrauenswürdiger aussieht. Die Schüsse kamen übrigens von einem Polizei-Übungsplatz.

Klaus auf Abwegen

Tags darauf gibt es wieder eine Transfer-Etappe. Unser nächstes Ziel heißt Tauranga. Hier wollen wir Delfine beobachten und das Strandleben genießen. Mal sehen, ob sie sich diesmal blicken lassen. Die Mädels nehmen das Auto, welches mit drei Fahrrädern und Gepäck schon gut bestückt ist. Klaus radelt die geplante Distanz von gut 90 Kilometern. 

Es geht zunächst über Straßen am Lake Rotorua vorbei, über eine Gravelpiste bis ein verschlossenes Tor vor Klaus´ Vorderrad auftaucht. Ein kleiner Spalt ist frei, aber die Beschilderung sagt eindeutig, dass es hier nicht weitergeht. Was ist nur mit Komoot los? Ein Versuch ist es trotzdem wert: Also durch den Spalt zwängen und dem Gravelweg weiter folgen. Dieser wird jedoch immer schmaler und langsam wird es unheimlich. Also doch lieber umdrehen und zurück zum Tor fahren? Bei genauerem Hinsehen entdeckt man dann doch noch einen kleinen Weg, der an dem umzäunten Grundstück etwa 50 Meter neben dem Tor vorbeiführt. Hier geht’s also lang – Komoot hat doch recht gehabt. Ein Warnschild weist jedoch direkt darauf hin, dass der Weg durch Erdrutsche stark beschädigt ist und man im Zweifel lieber umkehren sollte. 

Die Strecke ist aber passierbar und über einige Kilometer durch den tiefsten Urwald befahrbar. Endlich taucht auf einer Lichtung wieder eine Schotterstrecke auf. Ab jetzt geht es bergab Richtung Meer, durch die Vororte von Tauranga und  schließlich in Mount Maunganui zu unserer Airbnb Wohnung. Wir haben uns mal wieder ein eigenes Haus gegönnt, denn auf ein gemütliches Bett freuen sich alle.

Schwimmen mit Delfinen

Am nächsten Tag möchten wir uns noch DEN Wunsch von unserer Bucket List erfüllen. Schon morgens früh um 7.30 Uhr fahren wir zum Hafen. Hier steigen wir auf ein Schiff der Dolphins Seafaris. Zuerst werden wir mit einer Tablette gegen Seekrankheit versorgt – eine ausgezeichnete Idee, wie sich schnell herausstellt. Denn kaum, dass wir abgelegt haben, schaukeln wir schon über das Wasser. Die See ist rau und wir müssen uns alle sehr konzentrieren, auf den Horizont zu schauen. Nach dem Dauerregen von gestern spielt heute zum Glück das Wetter wieder mit und die Sonne kommt immer mal wieder zum Vorschein. Die brauchen wir auch für die Fotos, die wir gleich schießen werden. Denn plötzlich tauchen an, unter und neben unserem Schiff Delfine auf. Es ist unglaublich, dass wir hier in freier Wildbahn die Meeressäuger so nah zu Gesicht bekommen. Sie schwimmen neben uns her und erwecken den Eindruck, als ob sie mit unserem Schiff spielen würden. Immer wieder springen sie aus dem Wasser, tauchen direkt neben uns auf oder gleiten unter dem Boot hindurch, um auf der anderen Seite wieder aufzutauchen. Für eine kurze Zeit dürfen wir sogar zu ihnen ins Wasser. Wer Glück hat, entdeckt auch hierbei ganz nah einen Delfin. 

Wir könnten ewig hier bleiben und uns ihre Kunststücke anschauen. Doch wir müssen uns natürlich irgendwann von ihnen verabschieden und steuern eine Insel an. Hier gibt es eine Pause zum Essen und Schnorcheln. Beides tut dem durcheinander geschüttelten Magen gut. Die Rückfahrt zum Hafen ist bedeutend ruhiger. Somit steigen wir am Nachmittag glücklich und zufrieden von Bord. 

Am Abend erklimmen wir  noch unseren Hausberg „Mount Maunganui“ oder von den Einheimischen auch „The Mount“ genannt. Er ist der Überrest eines 4,3 Millionen Jahre alten Vulkankegels direkt in der Bay of Plenty gelegen. Oben angekommen, haben wir einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang

Ein echtes Gravel-Abenteuer: 191 Kilometer und 1100 Höhenmeter für ein Ginger Beer

Einen Tag später geht es vom schönen Mount Maunganui in Richtung Auckland. Unser letzter Stopp, bevor wir unsere Freunde im Norden der Insel besuchen wollen. Klaus hat den „Hauraki Rail Trail“ ausgewählt, ebenfalls ein „Great Ride“. Wir Mädels genießen das Strandleben mit Surf-Atmosphäre und Strandbuden, während Klaus sich früh am Morgen auf das Rad schwingt – schließlich sind erst einmal 80 Kilometer bis zum Einstieg in den Trail zu absolvieren. Dieser führt zunächst auf kleineren Straßen und einem Stückchen Highway aus Tauranga heraus entlang der Küste bis nach Waihi. Hier erwartet Klaus die erste Überraschung: Der Trail ist wegen Sturmschäden gesperrt. An der Absperrung vorbei sind jedoch Spuren. Es scheint hier doch irgendwie weiterzugehen. Vor allem gibt es keine Umleitung – also los! Der Weg schlängelt sich auf einer alten Bahnlinie, die Tauranga mit Auckland verbunden hat und durch ein enges Flusstal. Sturm und Hochwasser haben hier gewütet und Teile des Weges weggerissen oder mit Treibgut überspült.

 Der Fluss fließt jetzt ruhig 5 Meter unterhalb des Weges und man muss sich durch den unwegsamen, aber fahrbaren Trail arbeiten. Die nächsten Sektionen des Weges sind wieder geöffnet und es geht aus der Schlucht heraus über weites Land geradeaus Richtung Meer. Der Weg führt an der „Firth of Thames“ Bucht entlang durch Vogelschutzgebiete Richtung Norden. Inzwischen ziehen einzelne Regenwolken auf und der Wind hat spürbar zugenommen. Zum Glück gibt es nur einen kurzen Schauer. Klaus ist wieder mal begeistert vom Gravelbike und der flachen Sitzposition auf dem Unterlenker. 

Vom Ende des Trails sind es noch 20 Kilometer bis zum Tagesziel „Orerere Point“. Dort stoßen wir drei Mädels mit Klaus auf seine 191 Kilometer und 1100 Höhenmeter mit einem Ginger Beer an. Alle freuen sich auf die Fahrt morgen, wenn wir endlich nach Paihia zu unseren Freunden fahren werden.

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